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Flugplatz Bitburg

Flugplatz Bitburg

Die Aufgabe ehemaliger Militärstützpunkte im Zuge der weltweiten Entspannungs-politik führte insbesondere Anfang und Mitte der 90er Jahre zu tiefgreifenden Veränderungen in der gesamten Bundesrepublik, insbesondere aber in Rheinland-Pfalz.

In dem bis dato oft als 'Flugzeugträger der Nation' bezeichneten Bundesland wurden plötzlich ungeahnte Flächenpotenziale frei, die Chancen für eine völlig neue wirtschaftliche Ausrichtung vieler Regionen - weg von der einseitigen Abhängigkeit von den Streitkräften, hin zu einer ausgewogeneren Struktur - boten.

Wenngleich dieser Umbruch zunächst vielerorts noch zahlreiche Ängste im Hinblick auf seine ökonomischen Folgen auslöste, begriff man doch in einigen Kommunen rasch, dass die positiven Effekte der Konversion bei einer zielgerichteten Planung überwiegen würden.

Wie alles anfing

In Bitburg war bis 1994 einer der größten und bedeutendsten europäischen NATO-Flugplätze angesiedelt. Die dortige US Air Base bot auf einer Fläche von knapp 490 ha neben ungezählten militärischen auch etwa 600 zivile Arbeitsplätze. In der Stadt und ihrer unmittelbaren Umgebung lebten rund 13.000 Amerikaner, die hier jährlich etwa 300 Mio. DM ausgaben.

Der Abzug der US Air Force traf denn auch die Stadt, die selbst nur ungefähr 13.000 Einwohner zählte wie der sprichwörtliche Blitz aus heiterem Himmel. Von der Ankündigung der Schließung bis zur endgültigen Räumung des Stützpunktes im Herbst 1994 vergingen nur 9 Monate.

Die Kommunen in der Umgebung standen zunächst ratlos vor einer schier unlösbaren Aufgabe. Es begannen fieberhafte Aktivitäten aller Beteiligten, denn im ersten Schritt war noch kein Konsens im Hinblick auf die richtige Strategie zur Bewältigung der Konversion in Bitburg in Sicht.

Während der Bund den Versuch einer 'internationalen Vermarktung' unternahm, wurde auf der kommunalen Ebene der 'Zweckverband Flugplatz Bitburg' gegründet, der auch die Planungshoheit über die Fläche übernahm.

Das Büro isu erhielt von dort den Auftrag, eine zielgerichtete Planung zu beginnen und möglichst schnell Baurecht für die angestrebte zivile Nachfolgenutzung zu schaffen.

Das parallele Planungsverfahren

In diesem Zusammenhang wurde auch eine städtebauliche Rahmenplanung erarbeitet, die schließlich in einem Masterplan mündete. Dieser regelte die Grundzüge der künftigen städtebaulichen Ordnung und ist von da ab Maßstab für alle weiteren Planungs- und Bauaktivitäten.

In den folgenden Jahren wurde die Planung weiter detailliert und 'verfeinert'. Insgesamt wurden 16 Bebauungspläne aufgestellt. Ein Novum hierbei war, dass der landespflegerische Ausgleich nicht separat in jedem einzelnen Plan betrachtet, sondern in einem landespflegerischen Zielkonzept für den gesamten Flugplatz geregelt wurde. Hierbei konnten pragmatische und schnelle Lösungswege aufgezeigt und schließlich umgesetzt werden, die zudem noch zu erheblichen Kosteneinsparungen geführt haben, denn ein Konzept für die Gesamtfläche war deutlich günstiger als landespflegerische Planungsbeiträge zu jedem Bebauungsplan.

Der städtebauliche Rahmenplan

Wesentlicher Bestandteil der ersten Planungsphase war die Erstellung eines städtebaulichen Rahmenkonzeptes, das - aufbauend auf den Ergebnissen der vorbereitenden Untersuchungen zur Sanierung - die wichtigsten Randbedingungen für die Entwicklung der Liegenschaft aufzeigen und eine Richtschnur für die weitere Planung bilden sollte.

In einer umfassenden Bestandsaufnahme wurden zunächst alle relevanten Themenfelder und Einzelaspekte kartiert. Anschließend wurde eine Analyse im Hinblick auf den Zustand der Gebäude, der Verkehrswege, der technischen Infrastruktur, der Grün- und Freibereiche u.ä. angefertigt.

Die eigentliche Konzeption bestand ebenfalls aus verschiedenen Teilplänen, die schließlich zu einem 'Masterplan' verschmolzen wurden. Dieser bildete in den Folgejahren die Basis für die Aufstellung von Bebauungsplänen sowie die konkrete Straßen- und Objektplanung.

Die Planungsarbeiten hierzu - einschließlich einer detaillierten Kostenschätzung - nahmen insgesamt etwa sechs Monate in Anspruch, was in Anbetracht der Gesamtfläche von fast 490 ha mit mehr als 400 Hochbauten als ausgesprochen schnell gelten kann.

Die Umsetzung der Planung

So wichtig Renaturierungs- und Begrünungsmaßnahmen, wie etwa die Schaffung von Fledermausquartieren in ehemaligen Munitionsbunkern, die Anlage von Feuchtbiotopen, die standortgerechte Aufforstung von Teilflächen, die Schaffung gelenkter Sukzessionsbereiche u.ä. aber auch sein mögen, im Vordergrund der Bemühungen des Zweckverbands stand naturgemäß die Schaffung neuer Arbeitsplätze.

Die isu unterstütze die Verwaltung sowie die Politik hierbei durch eine entsprechende fachliche Beratung, die Ausarbeitung weiterer Fachplanungsbeiträge, die Erstellung von Gutachten zu bestimmten Fragestellungen, nicht zuletzt aber auch durch direkte Kontakte und die Betreuung von Investoren. In diesem Zusammenhang wurden Vorschläge zum Umbau von Gebäuden, zur Gestaltung von Freiflächen, zu naturnahen Regenwasserbewirtschaftungskonzepten und vieles mehr erarbeitet. Gleichzeitig wurde die Planung neuer Straßen, die Anlage ausreichend dimensionierter Regenrückhaltebereiche u.ä. vorangetrieben.

Die ersten Baumaßnahmen begannen noch im Jahr 1995. In den folgenden Jahren wurden abschnittsweise neue Straßen und Kanäle gebaut, Wasserversorgungs- und Stromleitungen erneuert, ein übersichtliches Beschilderungssystem entwickelt und sogar neue Straßenlampen für die ehemalige Air Base entworfen, die heute unter dem Namen 'Mastleuchte Bitburg' vom renommierten dänischen Hersteller louis poulsen gebaut und weltweit vermarktet werden.

Der Flugplatz heute

Fünf Jahre nach der Schließung des ehemaligen Luftwaffenstützpunktes arbeiteten bereits mehr Menschen auf dem Gelände, als zu den besten Zeiten der Amerikaner. Heute ist die Marke von 1.000 Vollzeitbeschäftigten längst weit überschritten. Zahlreiche zusätzliche Teilzeitjobs sind entstanden. Im 'Gewerbe-, Dienstleistungs- und Freizeitzentrum Flugplatz Bitburg' entstanden Hotels und Restaurants, Freizeiteinrichtungen, Büros und Dienstleistungskomplexe und viele Unternehmen aus Handwerk, Gewerbe und Industrie.

Das städtebauliche Grundgerüst aus dem ersten Masterplan wurde dabei bis heute als Maßstab der Entwicklung übernommen und weiterentwickelt. Es hat von Anfang an dafür gesorgt, dass keine ungesunden Verhältnisse durch das Nebeneinander sich gegenseitig störender Nutzungen entstehen und eine 'vernünftige' Erschließung und Flächenzuordnung sichergestellt werden konnte.

Die zukünftigen Entwicklungsschwerpunkte werden auf einer weiteren Verbesserung der Infrastruktur, der Erschließung der im Masterplan ausgewiesenen Reserveflächen und einer maßvollen Nachverdichtung im Bereich der ausgewiesenen Gewerbe- und Industriegebiete liegen. Außerdem soll versucht werden, die städtebauliche und architektonische Qualität der Flächen und Gebäude weiter zu steigern und auch die Bereiche gestalterisch aufzuwerten, die bislang noch nicht entsprechend umgebaut wurden.

Ein möglicher Flugbetrieb wird derzeit ebenfalls weiter untersucht. Seine Umsetzung in der Zukunft kann zu erheblichen strukturellen Effekten und zu einem weiteren Entwicklungsschub für die ehemalige US Air Base führen.

Beschilderung und Beleuchtung

Als Sonderthemen wurden im Rahmen der städtebaulichen Planung immer wieder spezielle Fragestellungen behandelt. So galt es z.B., die neue Funktionsgliederung der ehemaligen Air Base auch durch eine klare städtebauliche Ordnung zu dokumentieren.

Um Ortsunkundigen die Orientierung zu erleichtern, wurde in diesem Zusammenhang zunächst ein Beschilderungs- und Leitsystem entwickelt, das auf einem Farbcode aufbaut und dadurch verschiedene Bereiche klar voneinander abgrenzt. Große Schilder an den Hauptzufahrtswegen weisen schon von außen auf das 'Gewerbe-, Dienstleistungs- und Freizeitzentrum' Flugplatz Bitburg hin.

Da kein Produkt am Markt diesen scheinbar gegensätzlichen Anforderungen genügte und auch seitens des Energieversorgungsunternehmens keine überzeugende Lösung angeboten werden konnte, widmete sich unser Büro dieser Herausforderung und gestaltete eine Straßenlampe, die zunächst nur als projektspezifische Leuchte für den Flugplatz Bitburg gedacht war. Ziel der Entwicklung war es, mit Hilfe eines Auslegers - der aus Gründen der Optik, hauptsächlich aber wegen der Korrosionsbeständigkeit und Wartungsfreundlichkeit ebenso wie die wesentlichen Beschlagteile in Edelstahl ausgeführt wurde - den Lichtpunkt möglichst nahe an die Fahrbahnmitte zu bringen und eine blendfreie Ausleuchtung der Straße zu gewährleisten. Die Leuchte wurde in ein- und zweiflügliger Ausführung und in Sonderausführungen für spezielle Einsatzzwecke entworfen.

Als äußeres Merkmal einer neuen Gestaltung wurde zudem ein eigenes Beleuchtungssystem entwickelt. Dieses basierte auf der Forderung, einerseits eine deutliche Unterscheidung zur vorhandenen Beleuchtung der Straßen und Plätze, mit ihren wenig anspruchsvollen Peitschen- und Kofferleuchten, zu erreichen, andererseits aber mit Blick auf die Kosten eine preiswerte Lösung sicherzustellen, die den gesetzten Finanzrahmen nicht sprengt.

Mit dem renommierten dänischen Hersteller louis poulsen konnte schließlich ein Unternehmen gefunden werden, das sich dieses ehrgeizige Ziel zu eigen machte und mit die weitere Entwicklung und Umsetzung einstieg. Die Firma vertreibt heute die 'Mastleuchte Bitburg' als Standardprodukt auf dem internationalen Markt. Sie erfüllte alle gesetzten Normen auf Anhieb und zählt trotz ihres günstigen Preises heute in puncto Qualität und Technik zu den Spitzenerzeugnissen im Bereich der Straßenbeleuchtung. Alle Designrechte liegen bei Klaus Zimmermann, einem der beiden Gesellschafter der isu.

Weitere Entwicklungen der isu - wie beispielsweise eine ebenfalls eigens entworfene Konstruktion für einen Buswartestand - setzen die Tätigkeit des Unternehmens auf dem Gebiet der Produktgestaltung konsequent fort.

Projektfakten:

Auftraggeber

Zweckverband Flugplatz Bitburg


Ansprechpartner

Herr Berscheid, Verwaltungsleiter


Planungszeitraum

ab 1995